Darsteller
Damon K. Taleghani / Frederic Einecke
Katharina Book / Lea Schultz / Lena Neckel
Mona Schwager / Paulina Hofmann
Pia Gleich / Pia Jagau
Silva Bieler / Sophie Kaupp
Assistenz
Nele Hornburg
Lichteinrichtung
Linus König / Felix Bieske
Premiere
Landungsbrücken Frankfurt
14. Mai 2012
Projekt
Eine Kooperation zwischen theater et zetera
und der
Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus
e.V.
Aufführungsdaten
Szene
eins oder null
Aufführung Landungsbrücken Frankfurt
Darstellerin
David,
“I am done with my graceless heart.” Weißt du, was das heißt? Ich weiß, dass du Englisch kannst. Aber weißt du
wirklich, was es bedeutet?
Ich bin fertig mit meinem Herz. Fertig mit diesem dummen Organ. Das ich verfickt nochmal brauche. Ich will es nicht
mehr haben – weil es mich zur Verzweiflung treibt, weil es mich zum Weinen bringt, weil es sich nicht benehmen und
ich es nicht kontrollieren kann. Kontrollwahn, kann schon sein. Tut mir ja auch leid.
Und GOTT, ich kann es natürlich nicht einfach wegwerfen. Es pumpt Blut durch meinen Körper, es ist über die Jahre mit
mir verwachsen, ich muss mit dem ganzen Mist klarkommen, den es anrichtet.
„Graceless“ fuckt mich am meisten ab. Ich meine, wenn es schon Blödsinn veranstalten muss, dann wenigstens mit
Niveau?! So, dass ich noch Respekt vor mir haben kann?! Vielleicht?!
Aber nö. Ist natürlich nicht drin. Dieses würdelose Ding stürzt sich auf alles, was es kriegen kann. Gibt sich jedem hin.
Es kennt kein Maß. Emotionen werden viel zu schnell zur Besessenheit. Und es ist so ungesund. Ich muss
loslassen.Oder nicht?
Wenn du wolltest, du könntest alles von mir haben. Alles, was ich bin. Ich werde eh von meinen Gefühlen kontrolliert,
ne, mein verdrehtes Gehirn hat nichts zu melden. Und mein Körper ist inklusive. Mir ist er gleichgültig, ich dachte, ich
packe ihn einfach dazu... wie hört sich das an?
Völlige Selbstaufgabe. So grandios mir das jetzt scheinen mag – kämest du überhaupt klar mit dem ganzen Dreck, der
da zum Vorschein käme? Mit meinem Gesicht ohne die Schicht Make-Up?
Wie sehr du mich lieben müsstest, David. Und irgendwo in mir lauert die hinterhältige Hoffnung, dass du das
könntest. [Und damit fängt es ja immer an. Diese Hoffnung mutiert zu einem Tumor, immer und immer wieder.]
Selbst wenn du so viel Liebe für mich haben könntest, wenn das irgendjemand könnte, ich traue mir nicht zu, dass ich
es schaffen würde, sie anzunehmen.
Ich würde mir gar nicht zugestehen, dass mich jemand anderes aufrecht hält als mein kaputtes Selbst. Jep, macht nicht
viel Sinn.
Es gibt doch einen deutlichen Unterschied zwischen „Kümmere dich um mich“ und „Mach mit mir, was du willst.“ Ich
erlaube mir nicht, mich lieben zu lassen, und ansonsten bin ich zu egozentrisch. Ich mache mir alles selbst zunichte.
[Es ist also nichts deine Schuld, David.] Warum kann ich nicht einfach von Zeit zu Zeit „WHAT THE HELL“ sagen und
VERGESSEN?
Aber ich bin ja nicht nur selbst betroffen von meinem Scheiß. Die meisten, denen ich mich an den Hals werfe [Oder
zumindest meine, dass ich es tue. Oder so in der Theorie. Andere Baustelle. Was ist wirklich mein Problem und was
bilde ich mir nur ein?] merken es nicht oder es juckt sie nicht, aber wenn ich dann doch treffe... ich spiele mit ihnen
und verarsche sie total, ohne das auch nur ein bisschen zu beabsichtigen. Aber was ist denn bitte meine Absicht?
Krankes Gehirn, dort oben. Und ich weiß, dass ich wirr rede.
Es tut mir so leid, irgendwie.
Kann ich von dir verlangen, dass du dich kümmerst? Was weiß ich. Ich bin beziehungsunfähig, wahrscheinlich. Ich
erwarte oder erbitte von dir sicherheitshalber mal absolut gar nichts.
Aber bitte, ich bin hier, wenn du mich haben willst.
theater et zetera
Theater hat seine eigene Wirklichkeit. Der
Zuschauer lehnt sich zurück und akzeptiert
die Spielregeln: So kann er in 90 Minuten
ganze Epochen an allen erdenklichen Orten
der Welt erleben - erschaffen auf den
Quadratmetern einer Bühne und der
Imaginationskraft der Schauspielerei.
Nicht anders verfährt theater et zetera. Nur
dass es dauernd die Spielregeln ändert -
und so Blicke auf ungesehene Realitäten
öffnet.
eins oder null
Landungsbrücken Frankfurt / 14. Mai 2012